Selten wurde die Papstwahl so offen und der Vatikan so detailliert dargestellt wie in Edward Bergers neuestem Werk. Dabei legt Berger viel Wert auf lange Kamerafahrten und Exposition Shots (Einstellungen, die eine neue Szene ankündigen), was manchem langatmig erscheinen mag. Dafür sind die Aufnahmen der römischen Gebäude, der Kardinäle oder der Schildkröten im Vatikan – ein altes Gerücht, dass ein Papst Schildkröten gehalten haben soll, die bis heute heimlich in den privaten Brünnen leben – stilistisch umso eindringlicher. Zusammen mit der Streichermusik von Volker Bertelmann (u.a. Oscar-Preisträger auch für «Im Westen nichts Neues») überzeugt der Film sowohl visuell als auch auditiv.

Was die Story betrifft, folgt Berger einem klassischen Mystery-Aufbau. So stellt sich der sehr überzeugend spielende Ralph Fiennes zunächst viele Fragen und löst diese im Laufe des Films mit immer neuem Twist und Wendungen. Am Ende scheint das grösste Fragezeichen bereits aufgelöst, wenn Berger nicht noch eine Überraschung parat hat – eine Überraschung, die so manchem Katholiken zu bunt sein dürfte. Bei aller Spannung sorgen vor allem Nebenfiguren wie Schwester Agnes (Isabella Rossellini) oder Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto) mit seiner Vape – absolutes Highlight – für humorvolle Momente.