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«Ich brauchte 15 Jahre, um über Nacht berühmt zu werden.»

Eine bayerische Profilerin, ein niederländischer Kripopsychologe, ein gelähmter Schweizer, eine tätowierte Sizilianerin, ein ex-Knacki Pole und ein Star Trek Fanatiker laufen in eine norwegische Bar herein.
Klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes, ist aber durchaus eine Szene aus dem letzten Krimi von Andreas Gruber, Preisträger des österreichischen Krimipreises 2021. Todesschmerz schildert den letzten Fall von Maarten S. Sneijder, dem kiffenden, unter Clusterkopfschmerzen leidenden Profiler aus den Niederlanden, und der engagierten bayerischen Ermittlerin Sabine «Eichkätzchen» Nemez. Wir haben uns mit Andreas Gruber hingesessen und acht Jahren kaltblütiger und raffinierter Morde besprochen.

Bild: Ismaele Franzetti

I:Wie geht’s dir Andreas?

A: Mir geht’s gut. Die ersten Wochen, wenn ein neuer Roman erscheint, sind immer sehr stressig: es gibt die ersten Interviews, die ersten Pressemitteilungen, die ersten Lesereisen und Signierstunden und dass staut dann alles zusammen. Aber ich genieße das sehr. 
Das ist das, was ich viele Jahre wollte. Als ich die ersten Bücher mit 200 Stück oder 300 Stück Auflage rausgebracht habe, wollte ich immer einen Medienrummel haben. Und den habe jetzt nach all diesen Jahren und jetzt darf ich mich nicht darüber beschweren oder aufregen, sondern ich genieße das sehr. Dementsprechend ist alles sehr gestresst, aber es ist ein positiver Stress, auf den ich mich freue.


I:Für die Leser und Leserinnen, die es nicht wissen. Was machtest du bevor du zum Schriftsteller wurdest?

A: Ich hab die die Wirtschaftsuniversität in Wien abgeschlossen und habe dann mit 24 Jahren meinen ersten Job gehabt, und zwar im Controlling. Für die, die mit dem Begriff Controlling nichts anfangen können, es ist so ähnlich wie Kostenrechnung, eine Mischung aus Buchhaltung und Kostenrechnung, für verschiedenste Konzerne tätig. Der erste Job, den ich gehabt habe, war in der Firma Soletti und Kellys Chips. Das sind Knabbergebäck. Dann war ich in einem Konzern. Die haben riesige, monströse Kunststoffspritzgiessmaschinen erzeugt: Maschinen, mit denen man mal klar kleine Plastikteile erzeugen kann. Der dritte Job, den ich dann gehabt habe, war in einer Pharmafirma in Wien, und insgesamt war ich knapp 25 Jahre dort im Controlling tätig. Ich hab nebenbei immer wieder Geschichten geschrieben. Danach hab ich dann den Controlling Job immer mehr reduziert auf Teilzeit und hatte dadurch mehr Freizeit und mehr Zeit gehabt, um an meinen Kurzgeschichten und Romane zu arbeiten. Bis dann vor sieben Jahren der Schritt kam, da habe ich dann den Bürojob komplett an den Nagel gehängt und bin seitdem hauptberuflich als freier Autor unterwegs.
«Es gibt kaum jemanden, der über Nacht Ort Autor wird». Das ist ein Prozess, der meistens über viele Jahre sie entwickelt und es gibt kaum Schriftstellerkarriere, wo man quasi über Nacht berühmt wird. Darum gefällt mir dieses Zitat sehr gut da.
Ich brauchte 15 Jahre, um über Nacht berühmt zu werden.


I:Es sind acht Jahren seit der Veröffentlichung von Todesfrist, dem ersten Sabine/Sneijder Fall vergangen. Hast du dir jemals vorgestellt, dass es mit den beiden so weit gehen könnte?

A: Nein, ehrlich gesagt. Der erste Roman, den ich für den Goldmann Verlag geschrieben hat war Rachesommer, der erste Teil der Rachereihe und den zweiten war Todesfrist, der erste Teil der Todesreihe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass aus diesen beiden Romanen zwei eigenständige Reihen sich entwickeln. Der Verlag hat mich dann auf die Idee gebracht. Sie haben nämlich gesagt diese Romane verkauften sich so gut und ob ich mir nicht vorstellen könne, eine Fortsetzung davon zu schreiben. Ursprünglich war die Idee, dass es immer sogenannte Stand-Alone-Romane gewesen wären, eigenständige Romane ohne Seriencharakter. Aber ich habe trotzdem immer am Schluss der Romane einen winzigen Cliffhanger eingebaut, sodass die Leser*innen die Geschichte in ihrer Vorstellung weiterdenken können. Es war gar nicht so sehr die Idee, dass man einen zweiten Teil macht, sondern war sozusagen ein Goodie für die Leser*innen: Sie haben sich dann die Handlung weiterdenken können und diese Idee habe ich tatsächlich aufgegriffen und hab eben eine Fortsetzung geschrieben.  Der erste Teil der Reihe, Todesfrist endet damit (absolut Spoilerfrei!), dass Martin S. Snejider Sabine Nemez jetzt in Aussicht stellt, wenn sie sich bewirbt.Damals arbeitete sie noch als Ermittlerin beim Kriminaldauerdienst in München, und er stellt ihr in Aussicht. Er ist Profiler beim BKA in Wiesbaden, das heisst, wenn sie nach Wiesbaden kommt, könnte er ihr helfen, dass sie an die Akademie für hochbegabten Nachwuchs kommt und dass sie dort eine Ausbildung zur Profilerin bekommt. So endet der erste Teil. Und für mich war dann klar, als der Verlage mir angeboten hat, einen zweiten Teil zu schreiben, dass dann beim BKA spielen muss und dass Sabine Nemetz dann durch den Martin Sneijder ihre Ausbildung zur Profilerin erhält. Das war dann sozusagen der Auftakt für den zweiten Teil und da hat sich dann im Lauf der Zeit diese Reihe entwickelt.


I:Ganz besonders an deinen Büchern ist, dass du der erste Autor im deutschsprachigen Raum warst, der zwei Protagonisten und zwei parallelen Plots geschrieben hat. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?

A: Der allererste war ich nicht. Ich hab die Idee abgeschaut von einem anderen Autor (lacht) und zwar vom Jean-Christophe Grangé. Er hat Die purpurnen Flüsse geschrieben, und da ist es so, dass das erste Drittel des Romans zwei verschiedene Handlungen mit zwei verschiedenen Ermittlern an sich hat und diese zwei Bullen Kripo-Ermittle, treffen dann aufeinander und kommen darauf, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Ab den Beginn des zweiten Drittels des Romans gibt es einen großen Handlungsstrang. Diese Idee hat mich fasziniert und habe ich mir gedacht, das könne man doch auf einen Roman so umlegen, dass für längere Zeit zwei verschiedene Handlungsstränge gibt und, dass die Leser*innen zumindest bis zur Hälfte des Romans noch gar nicht ahnen, wie die zusammenhängen könnten. Ab der Hälfte des Romans werden dann sie verknüpft.
Dieses Szenario hat mir sehr gut gefallen. Es ist zum ersten Mal in Rachesommer erschienen und das zweite Mal habe ich das Konzept für Todesfrist verwendet und das Konzept hat mir so gut gefallen, weil die Leser*innen ja nicht nur miträtseln: wie wird der Mordfall gelöst? Wer ist der Mörder? Was ist das Motiv des Mörders und kann man ihn fangen? Sondern dazu kommt auch noch die Überlegung der Leser*innen wie hängen diese beiden Handlungsstränge zusammen? Wie verknüpft sich das Ganze? Wo sind die Überschneidungspunkte und wann treffen die Handlungen aufeinander?
Das gibt dem Ganzen mehr Dynamik und seitdem verwende ich dieses Konzept mit den beiden Figuren und beiden Handlungsstränge, die dann irgendwann mal zusammentreffen, für meine Romane. Im Racheherbst treffen sich bspw. die zwei Hauptfiguren im dritten Drittel, so wirklich gegen Ende, aufeinander. Theoretisch könnte man eigentlich zwei getrennte Romane draus machen. Aber ich hab sie lieber miteinander verzahnt und verknüpft.

I:Was man als Leser gemerkt hat, ist dass du im Laufe der Zeit dich immer mehr gewagt hast, denn die involvierten Orte sowie Charaktere haben steht zugenommen. Im Todesmal ermitteln bspw. nicht nur Sabine und Sneijder, sondern auch Horowitz, Krzysztof, Tina und Marc.

Liegt es am Erfolg der Reihe der hattest du immer eine solch Eskalation der Dinge vor?

A: (Zeigt den ersten und letzten Roman der Reihe nebeneinander) Man sieht ja, dass die Romane im Lauf der Zeit dicker werden (lacht). Der erste Teil hat nur 400 Seiten gehabt und die weiteren Teile sind bei knapp 600. Ich habe es ganz gern, wenn die Ermittler eine Blutspur folgen müssen, die der Killer zurücklässt. Er mordet also nicht nur von einer Stadt zur nächsten, sondern ist auch grenzüberschreitend und in verschiedenen Ländern tätig.

Die Idee, dass die Ermittler, wie beispielsweise im ersten Teil, Todesfrist, unter anderem nach Österreich reisen gefällt mir ganz gut. In anderen Fällen müssen sie in die Niederlande reisen, im letzten Teil kommen sie sogar nach Norwegen. Mich freut es ganz gut, wenn das Ganze länderübergreifend ist. Du hast vielmehr Locations, nicht nur in Deutschland, sondern bissel europaweit. Dadurch habe ich auch natürlich mehr Figuren, die sie treffen. Jeder Staat hat auch weitere Figuren und manchmal sogar mehrere Mörder, z.B. im Todesurteil gibt es vier verschiedene Serienkiller, die unterwegs sind, die möglicherweise von einem und derselben Figur im Hintergrund gesteuert werden. Das heißt, ich hatte mehrere Killer, mehrere Opfer und mehrere Locations.

Du hast recht: das hat sich im Lauf der Jahre gesteigert, weil mir das gut gefallen hat und überraschende Wendungen für die Leser*innen bietet, denn sie wissen nie genau, in welche Richtung entwickelt sich der Roman? Bleiben sie in diesem Ort?  Geht die Reise weiter? Je mehr man draufkommt, worum es in diesem Kriminalfall geht, desto mehr Möglichkeiten von den Figuren, und von den Locations gibt es. Und mir gefällt ganz gut, wenn ich verschiedene Dinge miteinander verknüpfen kann, damit der Roman ein bisschen komplexer wird.


I:Sprechen wir von Todesschmerz, deinem letzten Buch sowie letzten Kapitel der Todesreihe. Ist es Zeit, Sneijder in die Rente zu schicken?

A: Was passiert wohl mit ihm? Eine Sache möchte ich verraten: der letzte Satz auf Seite 578, wo der Roman endet, lautet „Fortsetzung folgt”, aber dieser Satz bezieht sich nicht auf den ganzen Fall. Es ist wie alle anderen Bände der Sneijder-Reihe: ein in sich abgeschlossener Kriminalfall. Man kann in jedem Fall als Leser einsteigen. Man muss jetzt nicht den Rest der Reihe Nachlesen. Die Figuren werden in jedem Roman vorgestellt, und diese „Fortsetzung folgt“ ist ein winziger Cliffhanger, der sich auf eine kleine Nebenhandlung bezieht.
Das gab’s auch schon in Todesmärschen, dem dritten Buch und dem Ende der ersten Trilogie. Am Ende von jeder Trilogie gibt es eine kleine Vorschau, was im nächsten Teil passieren wird. Und ja, es wird einen siebten Teil geben, an dem schreibe ich gerade. Der wird heissen Todesrache. Es hat eine bestimmte Bewandtnis mit diesem Titel. Dieser Roman ist geplant für September 2022. Es wird also weitergehen, aber wir wissen jetzt noch nicht, mit welcher Figurenkonstellation. Im Todesschmerz sterben nicht nur die Bösen, sondern dürfen auch einige von den guten diesmal sterben. Aber ich möchte jetzt nicht verraten, um wen es sich dabei handelt.


I:Du sagtest es mal in einem Interview, Sneijder sei wie ein Ventil für dich. Bedeutet das, dass du bald einen neuen Ermittler erfinden musst?

A: Sneijder ist eine Figur, die nicht politisch korrekt ist. Die ist eigentlich in gar keiner Hinsicht korrekt. Er ist ein Misanthrop. Er hasst alle Menschen, er hat ganz einfach keine Manieren, er sagt, immer das, was er sich denkt, und tut das, was er will. Nimmt also absolut keine Rücksicht auf seine Mitmenschen. Er ist ein asozialer Mensch, aber auf der anderen Seite auch ein Genie. Dadurch kann man in einige Dinge verzeihen, denn er bringt ja doch sehr viele Dinge zu Wege, die vielleicht andere Ermittler nicht schaffen würden.
Ich nannte ihn ein Ventil, denn manchmal würde ich mir gern in der Öffentlichkeit bestimmte Dinge erlauben, gegenüber den anderen Mitmenschen, die ich mir dann aber doch nicht vage, es zu tun, ganz einfach weil ich eine gute Erziehung habe. Meine Mutter, hat immer drauf geschaut, dass ich gut erzogen bin und dass ich nie ausfallen wär. Manchmal würde ich aber gerne jemandem meine Meinung sagen. Aber dann denke ich “Nein, du bist so gut erzogen, tue es nicht”. Sneijder tut es aber! Sneijder darf diese Seite von mir ausleben, die ich mich nicht trauen würde. Er macht ganz einfach Dinge, die mir nie im Traum einfallen würden, und dafür bewundere ich ihn ein bissel (lacht)

I: Walter Pulaski (Hauptfigur und Ermittler der Rachereihe), war aber nicht ein solcher Kotzbrocken.

A: Walter Pulaski ist nicht so inkorrekt wie Sneijder. Er ist jedoch ein Zyniker, ein bissel verbittert und ein bissel vergrämt. Seine Frau ist recht früh gestorben und er ist Alleinerzieher einer Tochter. Er hat im Leben also wirklich viel mitgemacht. Er hat dann auch seinen Job gewechselt. Er war früher beim Landeskriminalamt in Dresden, und ist mittlerweile beim Kriminaldauerdienst in Leipzig. Das heißt, er ist von der Hierarchie ein bisschen freiwillig nach unten gerutscht, damit er mehr Zeit für seine Tochter hat und öfter in ihrer Nähe sein kann. Er ist ein bärbeißiger griesgrämiger Zyniker. In gewisser Hinsicht sind sich Pulaski und Sneijder ein bisschen ähnlich. Aber Sneijder ist der extremere Charakter: der kifft, klaut Bücher, leidet unter Dauerkopfschmerzen und ist recht asozial zu seinen Mitmenschen. Ein solcher extremer Fall ist Pulaski nicht. Würden die beiden aufeinandertreffen, wäre es eine Katastrophe, weil Sneijder kifft und Pulaski ist asthmakranke. Das würde also gar nicht funktionieren.


I: Ein Solches Buch könnte ich mir aber gut vorstellen (lacht).
 

A: Vielleicht haben wir das beim siebten Teil schon. Sneijder ermittelte in der Todesreihe und Pulaski ermittelt in der Rachereihe. Würden diese beiden Reihen zusammenkommen, würden die beiden Charaktere aufeinandertreffen, dann würde der Roman Möglicherweise Todesrache heissen. Zufälligerweise heisst das siebte Buch Todesrache (blinzelt)


I:Trotz seinem Charakter hat sich Sneijder im Laufe der Zeit emotional immer mehr geöffnet. Ist es an der Zeit, dass er sich wieder verliebt?

A: Im Todesschmerz gibt es tatsächlich eine Szene, bei dem Sneijder sich verliebt. Er ist schwul, und, da dieser Fall die Ermittlungsgruppe nach Oslo führt, lernt er einen Mann in Norwegen kennen. Er hat also die Möglichkeit, sich zu verlieben. Ob diese Geschichte gut ausgeht oder nicht, muss man lesen. Dadurch, dass er ein Misanthrop ist und alle Menschen hasst, lässt er niemanden an sich heran, aber es gibt eine Person, die seinen Charakter knacken kann und die ein bissel durch diesen harten Panzer zu ihm durchdringt: Sabine Nemez, eine Kollegin, die er im ersten Teil kennengelernt hat und die er dann zur Akademie nach Wiesbaden geholt hat. Zwei Jahre lang hat er sie an der Akademie unterrichtet und später wurde sie sogar seine Kollegin, die ihn dann einmal verhaften musste, weil er suspendiert wurde. Er kehrte danach zurück und baute mit ihr ein gemeinsames Team auf. Sie verbindet eine langjährige Geschichte. Und sie hat ihn von Anfang an durchgeschaut und weiss genau, wie sie ihn nehmen muss und wie sie mit ihm umgeht. Dadurch bricht manchmal der Panzer von Maarten S.(!) Sneijder und es kommen Emotionen durch. Somit erfährt man in jedem Band ein bisschen mehr über ihn. In diesem sechsten Band gibt es eine Szene, da sitzen Sneijder und Sabine in Oslo im Hotel am Abend an der Bar bei Pianomusik und unterhalten sie sich über Beziehungen. Da lässt er sich zum ersten Mal sich einmal tief in seine Seele blicken. Das ist ein richtiger Seelenstriptease, den er vor ihr da offenbart und da lernt man eine neue Facette von ihm kennen.


I: Du hast in einem Interview gesagt, du magst Abwechslung bei deinen Büchern. Bedeutete das, das diesem Buch ein anderes Genre folgen wird?

A: Richtig. Ich brauche eine bestimmte Abwechslung. Ich schreibe nicht nur Horrorgeschichten, sondern auch Jugendbücher, z.B. die Codegenesis Reihe, eine Reihe von Abenteuerbüchern für Jugendliche. Für mich ist es wichtig, nicht nur Thriller zu schreiben, sondern auch Horror, Science-Fiction und Jugendabenteuern. Was für mich ausserdem wichtig ist, ist nicht nur dicke Bücher aus 600-700 Seiten zu schreiben, sondern zwischen durch auch Kurzgeschichten von 10-20 Seiten, die später gesammelt und in einer Sammlung veröffentlicht werden. 

Die Abwechslung ist mir wichtig, denn ich möchte mich nicht ständig wiederholen. Ich möchte mich nicht immer ins selbe Fahrwasser reinkippen und einen Sneijder nach dem anderen schreiben. Das wirkt auf die Leser*innen so, als wiederholte ich mich ständig und mir die Idee ausgingen. Ich glaube, dass man als Künstler immer wieder was Anderes machen sollte und wenn Sneijder ein Jahr lang ruht, kann ich andere Ideen sammeln, frisch an den Berg gehen und einen frischen, neuen Roman schreiben. Für mich ist die Abwechslung wichtig, weil ich kreativ dann gut funktioniere, wenn ich möglichst abwechslungsreiche Dinge tun. Somit, wenn ich zu Science-Fiction oder Horror zurückkomme, komme ich mit einem neun frischen heran, freue mich, neue Sache zu schreiben und langweile mich nicht selber Ich bin froh, gibt es einen solch breiten Spektrum an Genres.


I:
Das heisst, du wagst dich ab und zu auch neue Dinge auszuprobieren?

A: Vor allem bei den Kurzgeschichten ist es besonders schön, dass man Genre miteinander verbinden kann. Handelt es sich beispielweise bei dem Film Alien um einen Horror oder Science-Fiction Film? Meines Erachtens ist er eine Mischung aus den beiden. Kann man auch bei den Kurzgeschichten machen. Man kann bei Kurzgeschichten ebenfalls Fantasy mit Krimi oder Humor mit düsterem Thriller verbinden oder Steampunk (Historische 19 Jahrhundertgeschichte mit Science-Fiction) erfinden.

Mit einem sogenannten Crossover kann man verschiedene Ideen reinpacken. Funktioniert bei den Romanen aber eher selten. Ich finde es aber trotzdem schön, wenn man verschiedene Genres zusammenmischt und was Neues kreiert,

Was als Nächstes folgen wird? Diesem Buch wird aber ein Krimi folgen und zwar die Fortsetzung dieses letzten Buches. Dieser siebte Teil wird heissen Todesrache. Davor erscheint aber Ende November eine überarbeitete neue Auflage eines alten Horrorromans von mir, der seit vielen Jahren vergriffen ist und zwar Das Eulentor. Es hat damals nur eine Auflage von 880 Exemplaren gegeben. Erschienen ist der Roman im 2009 und wurde innerhalb paar Jahren vergriffen. Jetzt, Im November 2021, kommt die neue überarbeite Auflage raus und damit wird die Romanhandlung sehr viel erbreitet. Ich hab noch eine Rahmenhandlung darum herum geschrieben. Der Roman ist jetzt doppelt so dick wie vorher.

I:Sehr spannend. Heisst das, du hast die ganze Geschichte umgeschrieben oder etwas abgeändert geändert?

A: Genau. Die Rohhandlung ist nach wie vor vorhanden. Dieser Roman spielt im Jahr 1911 bis 1914. Es geht darum, dass eine Gruppe von Abenteuern in den hohen Norden reisen, nach Spitzebergen, in den ewigen Eis, und dort entdecken sie etwas.

Jetzt, in der überarbeiteten Fassung, habe ich bei diesen Figuren noch eine zusätzliche Figur hinzugefügt, weil ich noch eine Frauenfigur erfunden habe und der ganze Showdown wurde noch einmal erweitert bis 20-30 Seiten, Darüber hinaus habe ich noch eine Rahmenhandlung geschrieben, die im Jahr 2021 spielt. Das heisst, der ursprüngliche Roman, existiert jetzt in Rückblenden und die Rahmendhandlung und das Gerüst aus 2021 sind komplett neugeschrieben. Insgesamt ist der Roman jetzt doppelt so dick.


I:
Weswegen hast du ihn umgestaltet?

Die Idee hatte ich schon damals, aber der damalige Verlag hatte eine Seitenbegrenzung gesetzt und darum habe ich ihn nicht so umsetzen können, wie ich wollte. Ich hatte vor, einen zweiten Roman mit dem gegenwärtigen Teil der Geschichte geschrieben, aber zu dem bin ich noch nie gekommen. Ich habe danach mit dem Verlag Luzifer gesprochen, der meine ganzen Kurzgeschichten in einer siebenbändige Werkausgabe herausgegeben hat, und vorgeschlagen, eine neue Version meines Romans zu veröffentlichen, aber in der Version, die mir damals vorgeschwebt ist. Ohne Seitenbegrenzung wurde dann das Buch doppelt so dick.


I:
Gibt es noch veröffentlichte Bücher, welche du jetzt noch mal umschreiben würdest?

A: Nein. Umschreiben nicht. Ich würde es vielleicht stilistisch anders schreiben, bspw. die Dialoge anders schreiben oder weniger Eigenschaftsworte verwenden oder manche Szenen kürzeren oder erweitern, aber die Handlung würde ich generell nicht ändern.


I:
Wir wissen inzwischen, dass du gerne schreibst, aber was liest du wohl in deiner Freizeit?

A: Die Antwort ist relativ einfach. Ich sag dir, was ich nicht gerne lese und alles anderes lese ich gerne: ich lese nicht gerne Liebesromane.(lacht)
Ich lese gern Krimis und Thrillers, Horrorromane, Science-Fiction, weil ich ursprünglich im Jahr 1997 mit Horror und Science-Fiction Kurzgeschichten begonnen habe. Das wurde in einem Magazin veröffentlich mit einer Auflage von 60 Exemplaren. Das war der Beginn der Schriftstellerreihe.
Kinder und Jugendliteratur lese ich gerne immer noch, vor allem um die Weihnachtszeit herum lese ich gerne „Die drei Fragezeichen“ (…).

Ich lese auch Fantasy und humorvolle Romane gerne, z.B. Tommy Haut. Ich lese auch Western aus den 70 Jahren gerne. Ich lese auch gerne Kurzgeschichte, wenn ich in einer besonderen melancholischen Phase bin, dann lese ich gerne Klassiker: Herman Hesse, Charlie Bukowski, Marc Twain, John Steinbeck und Hemingway. Ich lese wirklich sehr viel, auch Comic Hefte, Graphik Novels, Comicbände, Comicstrips: Hägar der Schreckliche, Clever & Smart, Lucky Luke. Ich lese wirklich alles: Sachbücher, Magazine, Astronomie, Raumfahrten. Wirklich alles, ausser Liebesromanen (lacht)


I:
Wer sind denn deine Helden, was Krimisautoren betrifft?

A: Es gibt eine Romanreihe von Joe H. Lansdale, einem texanischen Autor, der mehrere Kriminalfälle mit einem Ermittlerduo wider Willen, Hap and Leonard, geschrieben hat. Hap ist ein weisser Texaner und Leonard ist ein schwuler Schwarzer und Lansdale spielt sehr gerne mit den Vorurteilen und Klischees. Es gibt wunderbare, tolle Szene, die wirklich cool geschriebene sind. Dann gibt’s Denis Lehane, der Autor von dem Shutter Island, Gone, Baby, Gone und Mystic River. Er schrieb eine Krimireihe von fünf Bänden: Ermittlerduo Privatdetektiven Patrick Kenzie und Angel Gennaro. Vorbilder waren sie für mich, weil ich während der Lektüre dachte: „Wenn ich schreibe, dann wie der Denis Lehane: coole Charaktere, coole Dialoge und coole Szenen“ Ich hab dann einiges kopiert von Lehane (…)

Harry Potter finde ich ausserdem auch eine schöne Figur mit einem schönen Universum.

I: Vielen danke für deine Zeit und Gratulation zum österreichischen Krimipreis 2021!

Ein Preis, der nicht nur bei Abwesenheit glänzt! Bild:Fotowerk Aichner

Ismaele Franzetti 
Autor 

Zwischen Fremdsprachen und Büchern fühle ich mich manchmal wie von Magie umgeben. Spannende Texte zu lesen ist für mich immer wie im Sommer einen Sternenhimmel anzuschauen: Man wird von unendlichen kleinen Pünktchen erhellt und ist nie alleine. Für ZAKK schreibe ich, um Ideen, Gedanken und Überlegungen mit anderen Studierenden zu teilen und zur Diskussion anzuregen.