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Isolation - Bored in the house

Quelle: Naomi Steiner

Es ist 08.15 Uhr und mein Wecker klingelt. Toll, fünf Tage habe ich bereits hinter mir. Unmotiviert greife ich nach meinem iPhone und schalte den Flugmodus aus. Von meiner 20Minuten-App kommt sofort die erste Meldung: Das BAG meldet am Donnerstag 11’451 neue Corona-Fälle. Wie schnell es doch gehen kann, denke ich mir. Nach einer WhatsApp-Nachricht von meiner Freundin ging sowieso alles ziemlich schnell.

Als sie vor sechs Tagen schrieb: «Hey guys, ich hab schlechte Nachrichten… ich wurde positiv getestet» ging es nicht mehr lange, bis auch ich mein positives Resultat mitgeteilt bekam. Was das konkret heisst? Für mich bedeutet das, zehn Tage in Isolation zu gehen und alle Kontakte, die mich bis zu zwei Tagen vor Symptombeginn noch getroffen hatten, dürfen eine Woche in die Quarantäne. Great. Und das alles eine Woche vor Weihnachten! Nachdem ich den Anruf des Testzentrums erhalten habe und kurze Zeit später zuhause ankam, fing ich an, meine Isolation vorzubereiten. Da ich noch bei meinen Eltern wohne, verschanze ich mich also während diesen 10 Tagen in meinem Zimmer. Wenn ich mein Zimmer verlasse, muss ich eine Maske anziehen. Das Gästebad wurde ebenfalls zu meinem Revier, obwohl mein Vater teilweise vergisst, dass er dieses nicht nutzen sollte und seine verschwitzten Sportklamotten über mein Pyjama und Bademantel hängt. Nochmals danke dafür, Papi.

Abgesehen davon verliefen die nächsten Tage ziemlich ruhig. Dank neuesten Technologien verpasse ich die Schule nicht, da ich überall via Teams dabei sein kann. Trotzdem fühlt es sich komisch an, den ganzen Tag am gleichen Ort zu sitzen. Zmorge, Zmittag und Znacht werden mir vor die Zimmertür gestellt, eigentlich wie ein Room-Service in einem Hotel. Das ist den Umständen entsprechend ziemlich cool und einer der Vorteile, noch nicht ausgezogen zu sein. Ein weiterer Dank geht hier also an meine Mutter. Würde ich jedoch alleine wohnen, könnte ich mich frei in meiner Wohnung bewegen und wäre nicht auf ein Zimmer beschränkt. Aber ja, es ist nun mal so, wie es ist. Ich habe sogar meinen eigenen Orangen- und Traubensaft, eine Mineralflasche und ein paar Capri-Sun in meiner zimmereigenen Minibar. Diese improvisierte Minibar befindet sich zwischen meiner Fensterscheibe und dem Fensterladen. Zum Glück sieht das von aussen niemand, die Nachbarn würden sich ja auch fragen, was jetzt mit mir los sei…

Meine Tagesroutine ist immer dieselbe: Aufstehen, Maske auf, ins Bad, zurück ins Zimmer, Frühstücken am Pult, Schule, Mittag am Pult, Schule, Abendessen am Pult. Zwischendurch darf natürlich eine Folge auf Netflix auch nicht fehlen. Ursprünglich habe ich mir eigentlich vorgenommen, jeden Tag kurz Yoga zu machen, mich ein bisschen zu bewegen. Kommt dir bekannt vor, nicht? Das habe ich genau die ersten beiden Tage durchgezogen. Aber ja, Bewegung wäre schon wichtig gewesen, denn fast den ganzen Tag auf meinem 20-Franken-Stuhl zu verbringen hat sich mit Rückenschmerzen bemerkbar gemacht. Und das waren keine Symptome von Covid, sondern einfach meine nicht so optimale Haltung vor dem Computer. Ich darf mich jedoch nicht beschweren, abgesehen von etwas Husten geht es mir blendend. Das ist jedoch auch der Grund, der die ganze Situation noch seltsamer macht, als sie schon ist: Man fühlt sich gesund, darf aber trotzdem nicht raus.

Das Highlight ist jedoch mein Vater, der mich am Morgen jeweils mit «Good morning prisoner from the second floor!» begrüsst. Und nein, wir sprechen Zuhause nicht Englisch. Beim ersten Mal war ich erstaunt und musste lachen, denn du kannst dir das Englisch meines Vaters nämlich wie so ein typisches Schweizer-Englisch vorstellen, was es schon ziemlich witzig macht. Er konnte mich dadurch jedoch aufheitern und dafür bin ich ihm extrem dankbar. Trotz Isolation pflege ich meine sozialen Kontakte, und zwar über Facetime. Sei es mit meinem Freund oder meiner Kollegin, welche ebenfalls in Isolation festsitzen, mit meinen Eltern für ein gemeinsames Abendessen oder mit meinen Mitstudierenden, die mich virtuell mit an den Weihnachtsmarkt nehmen. Ich glaube, ich habe Facetime in meinem Leben noch nie so oft verwendet wie in meiner Isolation.

Das schlimmste an der Isolation ist jedoch, dass meine Katze nicht zu mir kommen darf. Jetzt wäre ich endlich mal den ganzen Tag zu Hause und könnte sie streicheln, aber nein, auf der Isolationsanweisung vom BAG steht ausdrücklich, ich solle den Kontakt zu meinen Haustieren vermeiden. Ob sie mich nach diesen zehn Tagen wohl noch kennt?
Tja, hier sitze ich nun. Es ist 08.45 Uhr und ich habe mich immer noch nicht aus meinem Bett bewegt. Wieso auch, spielt ja keine Rolle, wo ich den ganzen Tag sitzen werde. Aber hey, immer POSITIV bleiben… get it?

Naomi Steiner 
Autorin 
“Schon als Kind schrieb ich gerne Geschichten jeglicher Art. Mit ZAKK kann ich meiner Kreativität beim Schreiben freien Lauf lassen und mich stetig verbessern. Dabei profitiert unsere Leserschaft von interessanten, lehrreichen und lustigen Artikeln.”