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«Das kranke Haus»
Eine Theater-Satire über vermeintliche Gesundheit und Krankheit

Wer bestimmt eigentlich, was gesund und was krank ist? Dieser Frage gingen das Kollektiv vorschlag:hammer und das inklusive Theater Hora (Schauspieler*innen mit einer IV-zertifizierten «geistigen Beeinträchtigung») in der Roten Fabrik auf humorvolle Weise nach und demontieren Schritt für Schritt die Halbgötter in Weiss. 

(März/April 2022)

Quelle: Theater Hora Facebook

Vor Beginn des vielsagenden Stückes erhält man als Zuschauer*in an der Kasse eine etwas andere «Krankenkassenkarte» und fühlt sich schon mitten im Geschehen. Am Anfang stehen alle acht Schauspieler:innen in weissen Kitteln in Reih und Glied und spielen so eine Art «Rucksack-Spiel»: “Ich war beim Arzt. Mehr darf ich nicht erzählen. Ärztliche Schweigepflicht.” Der Erste beginnt von seinen medizinischen Erfahrungen zu erzählen, der Nächste wiederholt das Gesagte und ergänzt seine Geschichte und so fort – mal akustisch verständlich, mal weniger, was dem Stück aber je länger, desto weniger etwas ausmacht.

Szenenwechsel. Hin zu einem Foto-Shooting einer Arztserie, untermalt mit Kitsch-Musik. Beliebig austauschbar wie die Fotos sind auch die Arztserien: Grey’s Anatomy, Schwarzwaldklinik u. v. m. Diverse Szenen wechseln sich ab wie bspw. eine Operationsszene am vernarbten Bein mit den dazu passenden, nervigen Piep-Geräuschen, die kein Ende nehmen wollen.

Die Rollen zwischen Ärzt*innen, Patient*innen und Angehörigen wechseln sich konstant ab, genauso schnell, wie sie gekommen sind. Sie spielen Szenen aus «Aller Freundschaft» nach. Der beinahe zwei Meter grosse Schauspieler und Mitbegründer von vorschlag:hammer Stephan Stock, der die «Julia» verkörpert, bricht unvermittelt imposant zusammen, was bereits für einige Lacher sorgt.

Die Szenen wechseln sich sehr schnell ab und bieten einige weitere Lacher sowie aber auch Raum für ernstere Themen wie der indirekte Link zur Corona-Pandemie, in der viele Pflegende ihre Sorgen mit nach Hause genommen und ans Kündigen gedacht haben. So, wie die aktuellen Missstände in der Pflege ebenfalls nicht ausgelassen werden, wird auch nicht an Witzen über die golfspielenden Oberärzte (Achtung: männlich!) gespart.

Quelle: Theater Hora Facebook

Ins Lächerliche gezogen wird auch ein ultra-langer Ultraschalluntersuch, der nicht mehr zu enden scheint und ein völlig unvermittelter «Rave» des eben noch so lange geduldig liegenden Patienten. Es ist eine Glanzleistung des ansonsten kaum verständlichen Schauspielers Robin Gilly, die aufzeigt, dass Theater eben nicht nur aus dem üblichen Kommunikationsmittel der Sprache besteht, sondern ebenfalls bestens ohne auskommen kann – eine belebende Erfahrung für alle, die sich auf eine etwas «unkonventionellere» Darbietung einlassen wollen.

Immer wieder fliessen coole Zitate ein wie: «Heute ist ein guter Tag, um Leben zu retten» (Grey’s Anatomy). In diesem Stück wird jedoch schnell klargemacht, dass Krankheiten behandelt werden, keine Patient*innen. O-Ton: «Mein Krankenhaus ist krank.»

Für die Schlussszene werden ganz viele gelbe, maisartige Schwämme als Matratzen auf die Bühne gelegt und der Schauspieler Matthias Grandjean damit fast zugedeckt. Die Schauspielerin Gesine Hohmann erzählt minutenlang von einer Geburt. «Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.»

Quelle: Theater Hora Facebook

Autorin: Andra Möckli

Seit klein auf, liebe ich es zu lesen und zu schreiben, ob Romane oder journalistische Texte uvm. Besonders die Themen “Kunst und Kultur” faszinieren und inspirieren mich. Bei ZAKK habe ich die Gelegenheit, meiner Leidenschaft, dem Schreiben weiter zu folgen und in spannende Themen einzutauchen. Am Puls des Geschehens dabei zu sein und die Menschen zu informieren, unterhalten und bestenfalls inspirieren.