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Das Kunstsprungbrett

15.11.2022, Autorin: Anja Hügli

Vom 27. bis 30. Oktober fand in der Halle 53 in Winterthur die 16. Ausgabe der Jungkunst statt. Der Kulturevent hat Tausende Besucher:innen begeistert. Lea Schepers gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen.

Kunst: Simon Mauchle, Foto: Jonathan Laubusch

Lea, was machst du bei Jungkunst?
Ich bin im Vorstand der Jungkunst und betreue die Partnerschaften. Ich pflege diese und kümmere mich um das Fundraising. Zudem kontaktiere ich Stiftungen, private Gönner:innen und Sponsoren für  finanzielle Unterstützung.

Wie bist du bei der Jungkunst gelandet?
Durch meinen Job bei der Agentur Ron Orp kannte ich Leute, die bei der Jungkunst dabei sind – alles Personen, die in der Kulturstadt Winterthur sehr vernetzt sind. Ich wusste dementsprechend, dass ein Job bei der Jungkunst eine tolle Chance für mich sein könnte.

Was fasziniert dich persönlich an der Jungkunst?
Ich finde, es ist ein toller, dem Zeitgeist entsprechender Anlass. Ich bin begeistert davon, wie zugänglich Kunst durch den Anlass gemacht wird. Es ist beispielsweise möglich, die ausgestellte Kunst zu einem vernünftigen Preis zu kaufen. Vielleicht nicht unbedingt mit einem Studierendenbudget – aber mit etwas Geld auf der Seite kann man sich ein Werk kaufen, ohne im Ruin zu landen. Natürlich liebe ich auch die lockere Atmosphäre in der Industriehalle mit Musik, Tanz und Kulinarik.

Was war letztes Jahr dein persönliches Highlight?
Am Samstagabend gab es nach dem Konzert DJ-Musik. Das ganze OK und tanzfreudige Besuchende haben gemeinsam getanzt. Ein schöner Moment war auch der letzte Abend. Alles war abgebaut und keine Besucher:innen mehr da. Wir haben aber noch gemeinsam Pizza gegessen und das ereignisreiche Wochenende ausklingen lassen. Ein besonderer Moment nach einem Jahr Vorbereitung und einem richtig intensiven Endspurt.

Wie wird so ein Riesenanlass auf die Beine gestellt?
Das 30-köpfige OK ist in Ressorts unterteilt. In diesen wird über das ganze Jahr hinweg gearbeitet. Alle paar Monate gibt es OK-Sitzungen, die dem Austausch zwischen den Ressorts dienen. Fünf Tage vor dem Pre-Opening beginnt dann der Aufbau. Wenn die Jungkunst die Türen öffnet, sind alle in der Halle.

Was ist die Philosophie hinter der Jungkunst?
Unser Slogan ist das lange Wochenende mit Kunst und Musik. Wir haben drei Ziele. Das erste ist es, Zugang für die breite Bevölkerung zu schaffen. Es sollen sich von Jung bis Alt alle angesprochen fühlen. Dafür bieten wir ein spezielles Kinderprogramm und öffentliche Führungen an. Das zweite Ziel liegt darin, einen niederschwelligen Rahmen zu fassen. Es sollen auch Kulturneulinge an die Jungkunst kommen, Personen, die mit Kunst nicht vertraut sind und sich von klassischen Museen nicht angezogen fühlen. Wir möchten eine lockere Atmosphäre kreieren. Es läuft Musik, es gibt Tanzperformances und eine Bar, mit Essen und Trinken. Wir decken eine Nische ab. Wir sind eine Kunstausstellung in einem Festivalrahmen. Diese Philosophie verkörpert auch der Standort. Die Ausstellung findet in einer riesigen Industriehalle statt. Bei Regen lässt das Dach auch mal etwas durch… Die Jungkunst soll unkompliziert sein. Trotzdem ist das Niveau sehr hoch und der Anlass professionell.

R: NolaKin, Foto: Andrin Fretz, L:  Kunst: Matthieu Croizier, Foto: Olivia Kurz

 Wie ist die Jungkunst entstanden?
Angefangen hat es 2006. Schon bei der Gründung hatten die drei Freunde Andreas Schmucki, Tom Stierli und Martin Landolt das Ziel, jungen Künstler:innen eine Plattform ausserhalb des sogenannten «White Cube» zu geben.

Was hat dich am meisten überrascht, als du das erste Mal einen Blick hinter die Kulissen der Jungkunst werfen durftest?
Zum einen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Vor allem, wie viel freiwillige Arbeit. Es ist bewundernswert, wie Helfer:innen extra für die Jungkunst Ferien eingeben. Es beeindruckt mich, zu sehen, wie viel Leute gemeinsam erreichen und auf die Beine stellen können, wenn alle mit Herzblut dabei sind. Zum anderen ist es faszinierend, wie schnell die ganze Ausstellung Form annimmt. Klar, planen wir über das ganze Jahr hinweg, aber der Aufbau selbst erfolgt schlussendlich in weniger als einer Woche. In diesen Tagen werden eine ganze Kunstausstellung, eine Bar und ein Gastrobereich aus dem Boden gestampft.

Was hat die Arbeit bei der Jungkunst bei dir ausgelöst?
Die Jungkunst hat mir gezeigt, wie grossartig und vielfältig die Schweizer Kunstszene ist. Die Werke sind so divers, geschaffen von unterschiedlichsten jungen Persönlichkeiten.

Was bedeutet Kunst für dich und was gefällt dir daran?
Mir gefällt die Vielseitigkeit und dass Kunst immer mit persönlicher Leidenschaft verbunden ist. Es geht darum, etwas auszudrücken. Kunst kommt aus dem Innersten einer Person und entsteht aus persönlichen Auseinandersetzungen heraus. Mir gefällt aber auch die Ästhetik. Ich finde manche Werke schön, selbst wenn ich sie nicht verstehe.

Kunstführung, Foto: Andrin Fretz