Suche
Close this search box.

Vivre la vie parisienne

17.01.2023, Autorin: Naomi Steiner

Für mich war immer klar, dass ich im 5. Semester meines Bachelorstudiums Mehrsprachige Kommunikation ein Auslandssemester absolvieren möchte. Für mich war ebenfalls immer klar, dass dies in einem französischsprachigen Land sein würde. Ausserdem war es für mich immer ein Traum, in einer Grossstadt wie Paris oder Barcelona zu leben. Da Spanisch jedoch nicht zu meinen Studienfächern gehört, kam Barcelona gar nie in Frage.

Naomi Steiner vor dem Eiffelturm

La vie dans la capitale

Ich komme aus einem kleinen Dorf im Kanton Zürich. Das Leben in einer Stadt, geschweige denn einer Grossstadt, ist daher für mich absolutes Neuland. Paris ist sehr lebendig, schnelllebig und unruhig. Gerade in der Metro vermisst man manchmal schon die leeren Postautos oder S-Bahnen in der Schweiz. Trotzdem hat dies seinen Charme. Es gehört in einer Grossstadt nun mal dazu und ausserdem gewöhnt man sich viel zu schnell daran. Dass Paris teuer ist, wissen ebenfalls alle, das ist nichts Neues mehr. Ich möchte euch in diesem Beitrag von einigen Erlebnissen berichten und euch ein paar Tipps geben, die euch das Studieren in einer Metropole erleichtern könnten.

Tipp Nummer 1: Aus der Metro aussteigen zu können, heisst, sich wehren zu können. Wenn sich die Menschen zur Rush Hour wie Sardellen in der Dose in die Metro quetschen, sollte man sich am besten eine Station vor dem eigentlichen Ziel auf das Aussteigen vorbereiten. Wenn es dann soweit ist, kommt man mit «Excusez-moi, pardon» gut durch die Menschenmenge. Im schlimmsten Fall muss man sich mit den Ellenbogen voran durchquetschen. So habe ich es dann schliesslich immer geschafft, rechtzeitig aussteigen zu können. Aber ruhig dazustehen und zu hoffen, die Leute würden schon aus dem Weg gehen, funktioniert leider nicht.

Tipp Nummer 2: In Paris wird man früher oder später in einer Boulangerie landen. Mein Tipp bei der Wahl des Baguettes ist, nicht das «normale» Baguette zu nehmen, sondern «une tradition, s’il vous plaît». Glaubt mir, es lohnt sich.

Tipp Nummer 3: Alle Vintage- und Thrift-Store-Fans aufgepasst: Dieser Tipp ist für euch. Paris ist ein Thrift-Paradies! Insbesondere um das Gebiet von Châtelet – Les Halles herum gibt es unzählige Secondhand-Shops. Mein absoluter Favorit ist der FREE’P’STAR bei 51 Rue Saint-Denis im 1. Arrondissement. Dort fand ich immer, was ich gesucht habe, und die Preise sind super! Bei der Rue de la Verrerie direkt neben dem BHV Marais gibt es eine Strasse, in der sich Thrift-Shops aneinanderreihen (weitere FREE’P’STAR-Stores, diverse Kilo-Shops etc.). Die Kilo-Shops würde ich euch jedoch nicht empfehlen, da diese ziemlich teuer sind.

Tipp Nummer 4: Studieren lässt es sich in Paris sehr gut und ästhetisch. Es gibt unzählige Bibliotheken, zu welchen man kostenlos Zutritt hat und wo man ungestört seine Arbeiten schreiben kann. Meine Go-to-Plätze waren das Quartier Jeunes neben dem Louvre (Foto links) und die Bibliothèque nationale de France (BnF) Richelieu (Foto rechts) neben dem Palais Royal. Mein Tipp hier ist, genug früh da zu sein, um sich einen guten Lernplatz zu sichern! Die Säle füllen sich nämlich schnell.

l: QJ m: Tradition r: Bahnhof Richelieu

L’école d’accueil

Am ISIT (Institut de management et de communication interculturels) in Arcueil im Süden von Paris lernte ich das französische Hochschulkonzept kennen. Dieses unterscheidet sich in mehreren Punkten von demjenigen der Schweiz, aber das war von Anfang an klar. Gerade, wenn man eine Präsentation hat und der Computer des Schulzimmers nicht funktioniert, schätzt man die funktionierende Technologie an der Heimschule dann doch sehr. Oder auch die Pünktlichkeit des öffentlichen Transports und der Mitstudierenden. Hier spielte es keine Rolle, wenn man 30 Minuten nach Beginn der Stunde noch gemütlich ins Klassenzimmer lief. Ein Blick zur dozierenden Person und ein «Pardon, le RER…» genügte schon als Erklärung, da diese praktisch immer etwas chaotisch ist. Ein paar Züge oder Metros früher zu nehmen, ist jedoch auch eine Lösung, um nicht zu spät zu kommen.

Da ich von der ZHAW aus nicht alle Kurse äquivalent ersetzen musste, habe ich Fächer gewählt, die bei uns nicht angeboten werden. In einer Stadt voller Museen, Kunst und Kultur wie Paris passten Fächer wie History of Art oder Histoire de la cinéma natürlich wie die Faust aufs Auge. 

Insbesondere History of Art hat mir gezeigt, wie besonders Kunst und die jeweilige Geschichte hinter dem Kunstwerk sind. Diese Erkenntnis und das geweckte Interesse an der Kunstwelt gehören zu den besten Erfahrungen aus meinem Auslandssemester.

Vor dem Beginn des Semesters wurde von meiner Gasthochschule die SIFLE (Semaine intensive français langue étrangère) angeboten, um uns auf das kommende Semester vorzubereiten. Sie kostete 250 Euro und ich kann sie allen nur empfehlen. Am Morgen hatten wir jeweils Französischunterricht und an den Nachmittagen haben wir als Gruppe verschiedene Monumente oder Viertel in Paris erkundet. Dabei waren wir unter anderem im Senat, in der Académie Française des Beaux-Arts oder im Marais unterwegs. Wir konnten somit hinter die Kulissen von Orten schauen, welche wir sonst wahrscheinlich gar nicht hätten erkunden können und konnten somit viele spannende Dinge lernen. Ausserdem kannten wir den Campus sowie einige Dozierende und Mitstudierende dank der SIFLE bereits vor dem Semesterstart.

l: Louvre m: Bourse de Commerce – Pinault Collection r: Opera Palais Garnier

Highlights

Ein Auslandssemester-Highlight war wie bereits erwähnt das Wecken von neuen Interessen. Durch die European Student Card der ISIT konnte ich, obwohl ich Schweizerin bin, die meisten Museen und Sehenswürdigkeiten gratis erkunden. Normalerweise wäre dies nur für unter 26-Jährige aus der EU möglich. Ich habe diese Möglichkeit so gut wie möglich ausgenutzt und so viele Orte besucht, wie ich es sonst wahrscheinlich nicht getan hätte. Was ebenfalls ein Highlight für mich war und wofür ich mir sonst nie die Zeit genommen hatte, war das Herumlaufen in der Stadt. So konnte ich viele kleine Läden oder Galerien entdecken, welche auf den ersten Blick völlig unscheinbar schienen.

Dank meines Auslandssemesters konnte ich ebenfalls viele neue Leute aus der ganzen Welt kennenlernen, was für mich persönlich das Beste an meinem Aufenthalt in Paris war. Obwohl die knapp vier Monate sehr schnell vorbeigingen, fühlt es sich an, als würde ich alle meine neugewonnenen Freunde schon viel länger kennen.

Damit bin ich am Ende meines Artikels und möchte allen etwas ans Herz legen: Macht unbedingt ein Auslandssemester und seid präsent in den Augenblicken. Geniesst die Zeit, denn das Semester geht viel zu schnell vorbei.

Freundinnen/Mitstudierende

l: Metro Palais Royale – Musée du Louvre m: Eiffelturm r: Bouquiniste

Alle Fotos: Naomi Steiner