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The Killer

Foto: Ascot Elliot

Filmkritik: Fassbinders Rückkehr als Killer

01.11.2023, Autor: Lenard Baum

Michael Fassbinder kehrt nach seinem zweijährigen Schauspiel-Hiatus zurück vor die Kamera. Als namensloser Auftragskiller reist er um die Welt, wo er sich den Folgen eines verkorksten Auftrages stellen muss. Die Kritik zum neuesten Action-Thriller von David Fincher findest du hier.

„Der Auftrag ist simpel“ – so beschreibt es uns der anonyme Auftragskiller (Michael Fassbender), während er auf sein Opfer wartet. Versteckt in einer baufälligen Pariser Wohnung wartet er auf sein Opfer, welches sich im Hotel gegenüber einquartiert hat. Seine Zeit vertreibt sich unser Auftragskiller damit, seine Waffe zu putzen, die Gegend (verkleidet als deutscher Tourist) auszukundschaften oder mit Dehnübungen. Dabei nur eines im Blick: seinen Auftrag. All dies und mehr erzählt er uns im Off. Während vor uns die Tage in Paris vergehen erzählt uns der Auftragskiller von seinen Regeln, etwa keine Emotionalität zu zeigen. So lautet etwa sein Motto „Execution is everything“. Doch genau, als die Zielperson eintrifft und sich das Fernglas des Scharfschutzgewehrs auf ihn richtet, geht alles schief. Was folgt, sind eine Aneinanderreihung von Selbstzweifeln, schwierige Telefonate mit dem Auftraggeber, Passunterlagen mit unterschiedlichen Namen und eine Reise zurück zum Safe House. Was unseren geheimnisvollen Auftragskiller aber da erwartet, schüttelt sein ganzes Leben einmal komplett durch.

Der Schöpfer von Filmen wie “Fight Club” oder “Seven” bringt mit seinem neuesten Werk sicherlich nicht seine umfangreichste oder überraschendste Storyline, aber eine sehr gut inszenierte Rachegeschichte in die Kinos. Was “The Killer” jedoch von Genre-Klassikern wie “John Wick” unterscheidet, ist einerseits sein geringerer Fokus auf ausgedehnte Kampfszenen und andererseits die neue Metaebene mit dem Voice-Over-Dialog von Fassbinders Killer. Die zusätzliche Ebene des Voice-Overs ermöglicht uns einen nochmals emotionaleren Einblick in die Motive und die inneren Gedankenvorgänge des Auftragskillers mit ständig wechselndem Pass und Namen. Das mag für reine Action-Fans auf den ersten Blick enttäuschend klingen, aber so kann man sich auf einige der besten inszenierten Kampfszenen des Jahres freuen, wenn Finchers Killer auf den neuseeländischen Stunt-Schauspieler Sala Baker (unter anderem bekannt aus der “Herr der Ringe”-Trilogie, “The Equalizer” und “Iron Man 3”) trifft.

So gut Fincher durchweg die Spannung in seinen Filmen hochhält, so sehr überraschte es, dass er seinen neusten Film bei Netflix bringt. Eine Erklärung könnte dabei die bessere Finanzierung sein, welche die umfangreichen Auslandshots wohl verlangen, und die teilweise versteckten Werbepartner, welche nacheinander im Film vorkommen. Ob lange Shots von der Apple Watch, Amazons Pick-up-Station oder dem amerikanischen Mietauto-Service National: Vor allem zum Ende des Films wimmelt es an Marken.

Kritik: 

So sehr einige Fans vielleicht auf eine überraschende Wendung wie in Finchers früheren Projekten “Fight Club” oder “Seven” gehofft haben, ist «The Killer» trotzdem sehr sehenswert. So kann man sich auf eine ausgesprochen simple, aber ausgezeichnet inszenierte Rachegeschichte freuen, welche kaum an Spannung verliert. Mit Michael Fassbender hätte man dazu keinen besseren Darsteller für die Rolle des sinnierenden Auftragkillers finden können. Seine zweijährige Schauspielauszeit merkt man ihm dazu überhaupt nicht an. Von seinen eiskalten Haifischaugen bis hin zum passenden Körper- und Kampftraining welche in den sehr gut choreografierten Kampfszenen und den yogaähnlichen Dehnübungen – Fassbinder liefert eine starke Rückkehr auf die Leinwand ab.

ZHAW-Note: 5.25/6 

Foto: Netflix

Film ab dem 26.10.23 im Kino und ab dem 10.11.23 auf Netflix.