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13.12.2023, Autor: Lenard Baum
Ist er schon der grosse Oscar-Gewinner des Jahres? „Killers of the Flower Moon“ ist das neueste Werk der Regie-Ikone Martin Scorsese, das uns in über dreieinhalb Stunden in ein dunkles Kapitel der Osage Nation entführt. Ein Film über Liebe, Gier und die Ungerechtigkeit gegenüber einem ganzen Volk.
Der nordamerikanische Indianerstamm der Osage Nation steht kurz vor seiner Ausrottung, als Anfang des 20. Jahrhunderts auf ihrem Gebiet Öl gefunden wird. Innerhalb weniger Jahre steigen die Osage zu einem der reichsten Völker der Erde auf. Doch das Geld der einen weckt den Neid der anderen. Immer mehr weisse Siedler zieht es in das Gebiet der Osage, und neben normaler Arbeit suchen manche nach illegalen Wegen, um an den Reichtum der Osage zu gelangen. So kommt auch Ernest Burkhardt (Leonardo DiCaprio) kurz nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs nach Oklahoma, um für seinen Onkel William Hale (Robert De Niro) zu arbeiten. Schon bald gerät der einfältige Ernest in ein spannendes Spiel zwischen dem Geld der Osage Nation und seiner Liebe zur Osage-Mutter Mollie Kyle (Lily Gladstone). Meisterregisseur Martin Scorsese inszeniert mit „Killers of the Flower Moon“ einen Western-Thriller zwischen Liebesdrama und Aufarbeitung des historischen Unrechts an einem ganzen Volk.
Auf dem Papier hat „Killers of the Flower Moon“ alles, was es braucht, um bei der nächsten Oscar-Verleihung erfolgreich zu sein: Standing Ovations in Cannes, einem der wichtigsten Filmfestivals der Welt, eine Besetzung, die bis in die kleinste Nebenrolle mit der Crème de la Crème besetzt ist, und natürlich einen grossen Namen hinter der Kamera. Martin Scorsese ist auch mit 80 Jahren noch lange nicht müde und, wie er selbst sagt, nicht bereit, sich zur Ruhe zu setzen. In über dreieinhalb Stunden erzählt er die tragische Geschichte und die Ungerechtigkeiten, die das Volk der Osage erleiden musste. Dabei merkt man von der ersten Minute bis zum Schluss, mit welcher Ernsthaftigkeit und welchem Respekt Scorsese diesem Stück dunkler amerikanischer Geschichte begegnet und sich mit ihm auseinandersetzt. Vor allem die Nachfahren der Osage Nation zeigen sich von dem Film begeistert. Mit ihnen hat der 80-jährige Regisseur ohnehin eng zusammengearbeitet.
Wer jetzt bei dreieinhalb Stunden Laufzeit zusammenzuckt, kann beruhigt sein. Die Geschichte rund um das Drama der Osage Nation zieht einen von der ersten Minute an in ihren Bann. So wird man als Zuschauer förmlich in die Geschichte der Osage Nation hineingeworfen und findet sich schnell in einer Geschichte zwischen Gier, Liebe und Intrigen wieder. Getragen wird der Film von starken Charakteren sowie einem überzeugenden Cast, wobei vor allem Lily Gladstone als Mollie Kyle hervorsticht. Sie kämpft für ihr Volk sowie ihre Familie und lässt dabei Grössen wie De Niro und DiCaprio fast kalt aussehen.
Kritik:
Geerdet und ganz realitätsnah – so gross die Namen und die Geschichte des Films sind, so verständlich und ehrlich gelingt es Scorsese und Drehbuchautor Eric Roth («Der seltsame Fall des Benjamin Button», «Benjamin Button» u. a.), ihre Geschichte zu erzählen und auf die Leinwand zu bringen. In gedeckten Farben und ohne es mit der Gewalt zu übertreiben, die den Film vor allem zum Ende hin beherrscht, zeigt man eine sehr emotionale und nachvollziehbare Geschichte.
Dazu kommt eine beeindruckende Darstellung von Lily Gladstone, die man zuvor eher als Nebenfigur (wenn überhaupt) kannte. Mit all diesen Einflüssen, hervorragenden Dialogen und atemberaubenden Landschaftsaufnahmen aus der Steppe Oklahomas gelingt es dem Film überraschenderweise, über dreieinhalb Stunden nicht langweilig zu werden, auch wenn man sich darauf einlassen muss. Ein unkonventioneller Film für Scorsese, aber dafür eine umso wichtigere Geschichte, welche es verdient, in solch einer Grösse erzählt zu werden.
ZHAW-Note: 5.5/6
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Gesehen beim Zürich Film Festival. Film seit dem 19.10.23 im Kino.
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