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Foto: Ascot Elliot

Filmkritik: Kung-Fu Krieger gegen Millionäre

01.11.2023, Autor: Lenard Baum

Eine Ansammlung von Comedy Stars und eine Geschichte, die kaum wahr sein könnte, hätten wir sie nicht alle selbst miterlebt. Dumb Money – Schnelles Geld erinnert uns daran, wie Kleinanleger*innen die GameStop-Aktien 2020/21 in die Höhe getrieben und so die Wall Street auf den Kopf gestellt haben. 

Keith Gil (Paul Dano) ist mit seinem Leben als Kleinanleger eigentlich recht zufrieden, wird aber eher belächelt. Als DeepFuckingValue oder Roaring Kitty postet er nämlich sein eigenes Aktienportfolio regelmässig auf Reddit und YouTube, Keith’s Ninja-Stirnband und das nicht wegzudenkende Bier sind dabei zu seinem Markenzeichen geworden. Bei seinem neusten Fund ist er sich so sicher, dass er trotz der Geburt seines ersten Kindes und mitten in der Corona-Pandemie das gesamte Familienersparte einsetzt. Der Name der Aktie: GameStop. Solange Keith an die Aktie glaubt, steht seine Community hinter ihm und investiert mit, wodurch die Aktie in die Höhe schiesst. Was für die einen ein Grund zur Freude ist, stellt für reiche Hedgefonds-Manager wie Gabe Plotkin (Seth Rogen), Steve Cohen (Vincent D’Onofrio) und Ken Griffin (Nick Offemran) die Gefahr dar, ihre milliardenschweren Fonds zu verlieren. Doch so einfach geben die Reichen ihr Geld nicht her und gegen Kleinanleger wie Krankenschwestern, Student*innen oder Keith Gil ist ihnen jedes Mittel recht. 

Regisseur Craig Gillespie, der zuvor Filme wie «I, Tonya» oder «Cruella» inszenierte hat, ist mit Komödien und Filmbiografien zwar vertraut, doch bei diesem Projekt drängt sich eine andere Frage auf: «Wie kann man Börsenbegriffe wie Short Squeeze oder Exchange Traded Fund möglichst verständlich einem breiten Publikum vermitteln und gleichzeitig eine mitreissende Geschichte erzählen?» Ein Film mit dem schon Filme wie «The Wolf of Wall Street» oder «The Big Short» konfrontiert waren. Gillespie setzt dabei eher auf einen Mittelweg und entschied sich dazu, nicht jeden Finanzbegriff zu erklären, sondern die Kleinanleger*Innen (hinter den GameStop Hype) in den Vordergrund der Handlung zu stellen. Immerhin sind es die oben genannten Krankenschwestern, Colle-Student*inne und GameStop-Mitarbeiter sind es, welche mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben und uns dazu in die komplexe Finanzwelt einführen. 

Das Drehbuch des Films basiert auf dem Buch des Autors Ben Mezrich. Dieser hatte mit «The Accidental Billionaires» schon die Vorlage zu David Finchers Oscar prämierten Film «The Social Network» geliefert. Zwar erinnert «Dumb Money – Schnelles Geld» in bestimmten Momenten an diesen grossen Vorgänger, belässt es aber dabei manch komplexe Sachverhalte mithilfe eines eingeblendeten Textes am Ende des Films zu erklären. 

Kritik: 

So gemein ein Vergleich zu verwandten Filmen wie «The Social Network» oder «The Big Short» scheint, so unvermeidlich ist er. Gillespies Film kann hinsichtlich Realismus und Tiefe zwar nicht mit seinen Vorbildern mithalten, überzeugt jedoch durch seine Emotionen und als seichte Komödie.  

Dies ist nicht zuletzt dem überzeugenden Cast zu verdanken, angefangen bei Paul Dano als Finanz-Nerd im Keller, dem alles über den Kopf wächst, bis hin zu Seth Rogens steinreichem Investor Gabe Plotkin, der seine Milliarden verliert. Einzig Pete Davidson als Kevin Gill wirkt im Vergleich zu anderen Produktionen mit ihm eher etwas überdreht. Abschliessend muss man schreiben, dass «Dumb Money – Einfaches Geld» ein unterhaltsamer Film ist, welcher nicht nur eine David gegen Goliath Geschichte erzählt, sondern auch antönt, wie kaputt unser Finanzsystem eigentlich ist. 

ZHAW-Note: 4.75/6 

Foto: Ascot Elliot

Gesehen beim Zürich Film Festival. Film ab dem 26.10.23 im Kino.