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Queer
05.12.2024, Autor: Lenard Baum
Im neuesten Werk von Luca Guadagnino zeigt sich Daniel Craig nach seinen James Bond Jahren in einer neuen, komplexen Rolle. «Queer» ist ein Strudel aus dunklen Nächten in Mexiko-Stadt, ein Auf und Ab von Beziehungen sowie ein Dschungel aus Drogen.
Basierend auf dem Kultroman von William S. Bourrough, der für seine Zeit als zu früh galt, erzählt der Film die Geschichte von William Lee (Daniel Craig). Nach Drogenrazzien in New Orleans verschlägt es Lee nach Mexiko, wo er als wohlhabender Amerikaner durch die Nachtlokale zieht und seiner Drogensucht nachgeht. Unterwegs mit Fedora, weissem Leinenanzug, Brille und Pistole. An einem dieser Abende trifft er Eugene Allerton (Drew Starkey). Der umtriebige Ex-Soldat verbringt viel Zeit mit Lee, lässt sich dafür aber immer gut bezahlen. So auch auf einer Reise durch Südamerika auf der Suche nach der sagenumwobenen Pflanze Yage, die eine halluzinogene Wirkung haben soll.
Regisseur Luca Guadagnino hat bereits in seinem Vorgänger «Call me by your Name» bewiesen, dass er homosexuelle Beziehungen gefühlvoll in Szene setzen und intensive Momente einfangen kann. So gelingt es dem Italiener erneut, uns in das Mexico City des Autors Bourrough zu entführen. Ein Ort voller dunkler Ecken, durchtriebener Gestalten und den vielen Detailaufnahmen der langen Nächte. Hinzu kommt die sehr gegensätzlich inszenierte Beziehung zwischen Craigs Lee und Starkey Allerton. Zwischen der innigen Liebe des einen und der doch distanzierten Abhängigkeit des anderen. Dazu kommt ein Soundtrack, der zwischen Songs von Ikonen wie Prince, Nirvana und Sinéad O’Connor hin und her springt und nach dem Film in Erinnerung bleibt.
Ein Film, der auch von seinen beiden Hauptdarstellern getragen wird, allen voran Daniel Craig, der einmal mehr sein schauspielerisches Talent auch ausserhalb des 007-Kostüms unter Beweis stellt. Vor allem in der vielschichtigen Rolle des William Lee, der zwischen Liebesproblemen und Drogensucht viel zu bieten hat. Eindrücklich ebenso die Wucht welche Craig in den detaillierten Sexszenen einbringt. Womit Craig zeigt, dass er vor nichts zurückschreckt und sich auch abseits des Bond-Universums beweisen kann. Der durchtriebene und teilweise distanzierte Eugene Allerton wird im Gegenpart ebenso überzeugend von Drew Starkey gespielt und spiegelt Craig als mysteriöse sowie zurückhaltenten jungen Mann, entsprechend gut in seiner Rolle wider. Auch wenn das Drehbuch an einigen Stellen nicht so stark ist wie die beiden Hauptdarsteller.
Kritik:
So stark die Beziehung zwischen Lee und Allerton inszeniert ist, so sehr fällt der Film ab, wenn er sich nicht mehr auf die intimen Szenen der beiden konzentriert. So nimmt uns der Film im letzten Drittel mit auf die Suche nach der halluzinogenen Pflanze Yage und ihrer Wirkung. Wobei Guardigno hier etwas zu sehr ins Art-House-Surreale abdriftet, was dazu führt, dass man sich am Ende eher verliert. Zumal sich die Kinofassung mit einer Gesamtlänge von über zwei Stunden so gegen Ende doch eher in die Länge zieht – Wenn von allen Schnittfassungen diese sogar die kürzeste ist.
Auch wenn das Drehbuch nicht immer mitreisst und die intensiven Sexszenen wohl nicht jeden im Kino abholen werden, gelingt Daniel Craig eine herausragende Leistung, die ihm nicht umsonst Nominierungen beim Europäischen Filmpreis und den Filmfestspielen von Venedig einbrachte.
ZHAW-Note: 5/6
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Gesehen am Zürich Film Festival. Film ab dem 27.11.24 in den Deutschschweizer Kinos.
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