Foto: AGC Studios

Jagd nach Gerechtigkeit?

Filmkritik: The Order

15.12.2024, Autor: Lenard Baum

Regisseur Justin Kurzel inszeniert einen Thriller nach wahren Begebenheiten. Auf der Suche nach einer Gruppe Neonazis verschlägt es den abgehalfterten FBI-Agenten Terry in die Cascades im Jahre 1983. Unter der Führung des charismatischen Robert träumen diese nicht nur von einem Umsturz, sondern gehen noch einen Schritt weiter.

Banküberfälle, Bombenanschläge, Verbreitung von Propagandamaterial. Als FBI-Agent Terry (Jude Law) 1983 in ein kleines Dorf in den Bergen des US-Bundesstaates Washington kommt, scheint sich für ihn schnell eine Spur zu ergeben, wer hinter all diesen Gräueltaten steckt. Gemeinsam mit seiner FBI-Kollegin (Joanne Carney) und dem ehrgeizigen Detective Jamie Bowen (Tye Sheridan) macht er sich auf die Jagd nach der White-Supremacy-Gruppe „The Order“. Hinter dem christlichen Glauben der Church of Jesus versteckt, führt Robert Jay Mathews (Nicholas Hoult) als charismatischer Anführer eine Gruppe von Outcasts an. Die radikalisierte Neonazigruppierung gehen gezielt vor, so sprengen sie zunächst Pornokinos und Synagogen als Ablenkung in die Luft, um Banküberfälle zu begehen. Doch Mathews hat grössere Pläne und Terry ist ihm dicht auf den Fersen.

Das Drehbuch des Thrillers basiert erst auf dem Buch „The Silent Brotherhood“ von Kevin Flynn und Gary Gerhardt, das wiederum auf wahren Ereignissen aus den 80er Jahren beruht. Damals verübte eine Gruppe namens „The Order“ eine ganze Serie von Terroranschlägen im pazifischen Nordwesten, die im Film von Justin Kurzel inszeniert und teilweise sehr detailliert nachgestellt werden. Das neueste Werk des „Macbeth“- und „Assasins Creed“-Regisseurs nimmt sich dabei gerne Zeit für seine Szenen und lässt lieber lange Kameraeinstellungen für sich sprechen um das Geschehen einfangen. Etwa mit langen Kamerafahrten durch die Landschaft der Cascades Mountains. Dazu scheut der Film nicht davor zurück, sich lange mit gewalttätigen Szenen zu beschäftigen, die einen umso stärker in den Film mithineinziehen.

Spannender und interessanter gestaltet Justin Kurzel seine beiden Gegenspieler. Auf der einen Seite der einnehmende Sektenführer, gespielt von Nicholas Hoult, auf der anderen Seite der abgehalfterte FBI-Agent, gespielt von Jude Law. Beide überzeugen in ihren Rollen. Wobei beide Männer als Gegenpol so sehr von ihrer Berufung getrieben sind. Jude Law spielt den Helden, der von seiner Aufgabe so zerfressen scheint, dass er eher weniger Sympathien erweckt – dafür aber umso mehr in seiner Darstellung beeindruckt. Hoult hingegen ist als Sektenanführer fast schon antagonistisch in seiner Darstellung, der sich wie eine Schlange um alle anderen Figuren schleicht und ihnen ins Ohr flüstert.

Kritik: 

Ein wenig Heat in der Darstellung der Verfolgungsjagden und ein wenig mehr True Detective im gesamten Look. Alles in allem ein sehr sehenswerter Film, der von der Farbkombination bis zu den langen Landschaftsaufnahmen in den Bergen Washingtons sehr mitreissend und schön anzusehen ist.

So sind die beiden Hauptdarsteller in ihren überzeugenden Rollen zwar keine Sympathieträger, die langen Kameraeinstellungen anstelle von hektischen Actionschnitten, die von einer eher an 12-Ton-Musik erinnernden Filmmusik untermalt werden, können nicht immer begeistern. Insgesamt ist Kurzel aber, auch dank der starken Leistungen der gesamten Besetzung, ein sehenswerter Thriller gelungen.

ZHAW-Note: 5/6 

Foto: AGC Studios

Gesehen am Zürich Film Festival. Film ab dem 06.12.24 in den Deutschschweizer Kinos.