Typisch Österreich? (Bildmontage: Levin Geser)

Kulturschock: Österreich

17.01.2025, Autor: Levin Geser

Die Europareise führt uns weiter – diesmal ganz zu uns in die Nähe. Das Land der Sachertorte, des Wiener Schnitzels und Geburtsort von Mozart (wie auch seinen Kugeln). Wir befinden uns in Österreich. Doch wie verschieden sind unsere Nachbarn zu uns? Wir beschäftigen uns heute mit einem Brauch, der in der Schweiz weniger verbreitet ist als bei unseren östlichen Nachbarn: Der Krampuslauf.

Mit dem Winter kommt auch die Weihnachtszeit. In Zentraleuropa verteilt da der Nikolaus den artigen Kindern Erdnüsse, Lebkuchen und Mandarinen. Er zieht durch die Strassen der Dörfer und wird von Kindern mit Glocken und schönen Laternen begleitet. Doch wen hat der Nikolaus noch dabei? In der Schweiz ist es der «Schmutzli» – das Österreichische Pendant dazu ist der Krampus.

Wo der Krampus dem Nikolaus die Hand schüttelt

Je nach Region treffen sich also Nikolaus und Krampus am 5. Oder 6. Dezember in den Dörfern und Städten Österreichs. Dabei beschenken oder bestrafen sie die (un-)artigen Kinder. Üblicherweise erscheinen die Krampusse in grossen Gruppen und Ziehen mit lautem Lärm und gruseligen Masken durch die Strassen.

Um den Lärm zu erzeugen haben sie laute Glocken dabei – ebenfalls tragen sie Ruten dabei, um Leute zu erschrecken oder fernzuhalten. Die Masken der Krampusse zeichnen sich aus durch seine Hörner, die spitze Zunge und das haarige Auftreten.

Manche Kinder sehen als Mutprobe an den Krampus herauszufordern, sie provozieren ihn, um gejagt zu werden – wollen aber natürlich nicht erwischt werden. Doch man muss aufpassen. Der Krampus trägt nebst der Rute und der Glocke auch eine Butte mit sich. Das ist eine Art Korb auf dem Rücken, der dazu dient, die unartigen Kinder einzufangen und wegzubringen.

Teuflischer Kumpane

Der Krampus hat seinen Ursprung aus der vorchristlichen Zeit. Trotzdem hat er eine satanisch aussehende Gestalt. Durch seine Hörner, die gruselige Fratze und dem Schwanz, stellt er für viele das Ebenbild des Teufels dar.

Das Wort Krampus leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort «Krampen» ab und bedeute so viel wie Kralle. Eine andere mögliche Bedeutung kommt aus dem bairischen und bedeutet dort leblos, vertrocknet, verblüht oder verdorrt.

Ein Krampus beim Bestrafen der unartigen Kinder (Bild: Wikipedia)

Percht oder Krampus?

Der Krampus wird oft mit den sogenannten «Perchten» verwechselt. Die Perchten sind ebenfalls weit verbreitet im Alpenraum und haben ähnlich gruselige Fratzen wie der Krampus. Doch es gibt einen grundlegenden Unterschied – und zwar in der Funktion.

Während der Krampus dem Nikolaus aufs Wort gehorcht und dazu da ist, die Kinder zu bestrafen, sind die Perchten dazu da, den Winter zu vertreiben. Ähnlich wie die Fasnacht in der Schweiz, vertreiben die Perchtenläufe die bösen Wintergeister mit lauter Musik und gruseligem Auftritt. Die Perchten finden zwischen Weihnachten und Neujahr statt.

In der Schweiz ergibt sich durch die Fasnacht ein ähnlicher Brauch – auch dessen Ziel ist es den Winter zu verscheuchen. Dabei wollen wir aber länger in der kalte aushalten wie die Österreicher*innen, denn wir feiern die Fasnacht meist erst im Februar.

Von der Tradition zum Grossevent

Die Krampusläufe sind nicht nur in Österreich weit verbreitet, sondern auch in Bayern oder den Grenzregionen in Liechtenstein, Ungarn, Slowakei, Tschechien, Slowenien oder im Südtirol finden sich vermehrt Umzüge mit den gruseligen Gestalten als Hauptattraktion.

Der Krampuslauf in Österreich zu einem der Highlights der Vorweihnachtszeit. Somit werden die Läufe auch von Jahr zu Jahr grösser. Besonders in den Bundesländern Tirol, Salzburg, Kärnten und der Steiermark sind die Krampusläufe besonders weit verbreitet. Der grösste Krampuslauf findet in St Johann im Pongau im Bundesland Salzburg statt.

Durch den Einsatz von Nebelmaschinen, Musik und Lichteffekten werden die Krampusläufe noch spektakulärer und verschaffen dem Anlass noch eine gruseligere Atmosphäre. Auch die Produktion der aufwendigen Kostüme wird von Jahr zu Jahr eindrücklicher.

Anzeige gegen Krampus

Leider passiert es aber auch immer öfters, dass es an den Veranstaltungen zu Eskalationen kommt. Auch in diesem Jahr kam es laut einem Bericht von profil.at zu insgesamt 67 Anzeigen in Österreich, in Zusammenhang mit den Krampusläufen. Bei einem Event wurde auch von einer Frau berichtet, deren Fingerkuppe durch das Peitschen der Rute abgetrennt wurde.

Hinter den meisten Krampussen stecken junge Männer, auch wenn es bei den Frauen auch ein immer beliebteres Hobby wird, sich als Krampus auf die Strasse zu begeben. Leider verstecken sich unter dem Deckmantel der teuflischen Gestalt immer öfters Leute, die sexistische Übergriffe auf die Zuschauenden verüben. Laut den Organisatoren der Krampusläufe handle es sich hierbei um eine geringe Anzahl an Personen, denen man leider nicht im Voraus ansehen können, was die Intentionen sind. Somit müssen sich die Krampusse und deren Vereine immer öfters mit Vorwürfen von Sexismus auseinandersetzen.

Im Verhältnis halten sich diese Ereignisse jedoch nur um Einzelfälle und die Vereine arbeiten daran, an den Krampusläufen für mehr Sicherheit zu sorgen, um solche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.

Der Nikolaus und sein gehörnter Kumpane gehören weiterhin zu einem wichtigen Kulturgut Österreichs, dass auch nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden wird. Darum schreibt es euch hinter die Ohren: Verhaltet euch artig, dann kriegt ihr Lebkuchen anstatt Rutenschläge.

In dunkelgrün Österreich – hellgrün die bereits bereisten Länder (Bild generiert durch Mapchart.com)

Steckbrief zu Österreich:

                          • Hauptstadt: Wien
                          • Landessprachen: Deutsch
                          • Einwohnerzahl: 9’158’750 (Stand: 2024)
                          • Währung: Euro
                          • Special Fact: Österreich ist bekannt für viele Titelträger*innen – in Wien kann man sogar
                            Pferden einen Titel verleihen. In Öster-reich gibt es somit etwas 900 verschiedene Titel
                            – das sind in etwa so viele wie es Dreitausender-Berge im Land gibt.